Wie können Seifenkisten soziale Kompetenz fördern und gleichzeitig MINT-Fähigkeiten vermitteln? Die Josua Gemeinde aus Bautzen hat mit ihrem Projekt „Schrauberwerkstatt als Begegnungsstätte für Väter und Kindern – Projekt: “Seifenkistenbau 2.0” “eine Antwort darauf. Mit dem Preisgeld der Sächsischen Mitmach-Fonds erhält eine alte Fahrradwerkstatt einen neuen Zweck und Väter könne ihr technisches Wissen an ihre Kinder in praktischer Weise weitergeben. Das Gemeinschaftserlebnis verbindet und stärkt sowohl die Kinder als auch die Vater-Kind-Beziehung. Gleichgesinnte kommen zusammen, Gemeinschaft entsteht.

Was ist die Idee des Projektes?

Der „Josua-Gemeinde-Bautzen e.V.“ betrieb für einige Jahre eine Fahrradwerkstatt. In dieser konnten Asylbewerber unter Anleitung eines Bundesfreiwilligen gebrauchte Fahrräder reparieren oder günstig erwerben. Dieser Betrieb wurde mit Auslaufen der Bufdi-Stelle eingestellt und die Fahrradwerkstatt blieb einige Zeit ungenutzt.

Drei technisch begeisterte Männer hatten die Idee, gemeinsam die Werkstatt wieder zu beleben. Es sollte ein kreativer Raum entstehen, in dem Väter gemeinsam mit ihren Kindern kleine Fahrzeuge selbst bauen können.

Die Fahrzeuge, in der Größe von Bobby-Cars oder Seifenkisten, sollen in kleineren Gruppen hergestellt werden. Angelehnt an die „fahrende Bierkiste“ oder das „elektrische Bobby-Car“ soll der Kreativität freien Raum gegeben werden. Als Antrieb sollen für die Fahrzeuge unterschiedliche Technologien eingesetzt werden (Verbrennungsmaschinen mit Benzin- bzw. Dieselmotoren und Elektromotoren in der gleichen Leistungsklasse). Den Kindern soll auf diese Weise der Einstieg in die Technik schmackhaft und verständlich gemacht werden. Die in der Schule erlernten theoretischen Gesetzmäßigkeiten in Naturwissenschaft und Technik sollen hier praktisch untermauert werden. Außerdem wird die Vater-Kind-Beziehung gestärkt, was für eine gesunde Entwicklung sehr wichtig und nachhaltig ist.

Gemeinsam soll ab Juli 2020 jeden 2. Samstag im Monat von 10 – 16 Uhr ein Workshop stattfinden. Die Örtlichkeit wird von dem Josua-Gemeinde-Bautzen e.V kostenlos bereitgestellt.

Zum Abschluss des Projektes können die selbst gebauten Fahrzeuge im März 2021 in einem kleinen Rennen getestet werden. Dieses Wettrennen findet auf einem Privatgelände bzw. einen angemieteten Sportplatz statt und wird mit einem kleinen Rahmenprogramm untermauert.

Wie wurde das Projekt umgesetzt?

Die ersten verbindlichen Anmeldungen für den Fahrzeugbau kamen bereits Ende August 2020.Dann ging es auch gleich kräftig ans Werk. Im ersten Schritt musste die alte Fahrradwerkstatt beräumt werden. Defekte und alte Fahrräder kamen auf den Schrott. Alles, was noch einigermaßen verwendbar war, wurde sorgfältig in die verbliebenen Schränke einsortiert. Vielleicht kann man ja das eine oder andere später noch einmal für etwas Neues verwenden.

Als die Werkstatt im September komplett beräumt war, wurden die notwendigen Werkzeuge und Maschinen beschafft. Es wurde ein großer, abschließbarer Werkstattwagen und jede Menge neue Werkzeuge gekauft. Ebenso wurde ein großes Schweißgerät aus einer alten Schlosserei und eine gebrauchte Ständerbohrmaschine erworben. Alles ist sehr robust und langlebig, so dass es auch Kinderhänden stand hält. Von einem bekannten Kfz-Werkstattbesitzer bekam der Verein Teile eines alten, selbstgebauten Go-Karts, so dass damit auch das erste Projekt feststand. Zusammen mit den Kindern wurden die Reste des Fahrzeuges zerlegt, zum Sandstrahlen gebracht, anschließend geschweißt und gestrichen bzw. neugebaut. Räder und Felgen wurden neu beschafft und die Ansprüche angepasst. Jetzt muss nur noch der passende Motor organisiert und eingebaut werden, dann steht der ersten Testfahrt nichts mehr im Weg.

Der neue Lockdown führte in Zwangspause. So wurde aus der Not eine Tugend gemacht und viel im Internet recherchiert und nach weiteren interessanten Fahrzeugideen Ausschau gehalten. Ein Vater unserer teilnehmenden Kinder besorgte dann im Januar einen weiteren „fahrbaren Untersatz“. Es soll ein Gelände-Buggy für größere Kinder (ab 14 Jahren) bzw. Erwachsene werden. So werden auch die Väter in den Genuss des Fahrens kommen. Aber bis es soweit ist, muss noch einiges getan werden. Für die ganz Kleinen (ab 4 Jahren) haben wir geplant, ein gebrauchtes Kinderelektroauto umzubauen. Die Arbeit mit den Kindern gestaltete sich bisher teilweise recht anspruchsvoll, da man nur in kleinen Schritten voran kommt. Allen Beteiligten machte das gemeinsame Werkeln jedoch viel Spaß und es ist sicher, dass die Kleinen schon eine ganze Menge gelernt haben. Das Miteinander der Erwachsenen ist sehr angenehm und rücksichtsvoll und für alle sehr inspirierend.

Ausblick und weiterführende Links:

Infos zum Josua-Gemeinde-Bautzen e.V.

Sobald der Lockdown aufgehoben wird, wird sich wieder im zweiwöchentlichen Rhythmus getroffen. Geplant ist, die zwei bereits begonnenen Fahrzeuge fertigzustellen und anschließend zu testen. Sollte sich das Geschehen in den kommenden Monaten weiterhin zum Besseren entwickeln, wird versucht, eine Rennveranstaltung im kleineren Rahmen zu organisieren.