Was tun, wenn es eine vielschichtige, gesellschaftlich relevante Angebotslandschaft gibt und nur wenige wissen davon? Diese Frage stellte sich auch der Verein Kulturfabrik Hoyerswerda e.V.. Mit dem Projekt „Stadtteilanker“ wurde der Ist-Zustand umfassend analysiert und eine umfassender Vernetzungsprozess gestartet.

Was ist die Idee des Projektes?

Auf Grundlage einer ausführlichen Sozialraum-Analyse hat der Verein das Projekt “Stadtteilanker” entwickelt. In der Analyse ist der erhebliche Rückgang an großen Einrichtungen, Trägern und Vereinen in den Wohngebieten der Neustadt deutlich geworden. Vorhandene kleine Initiativen sind kaum sichtbar. Was in einem anderen Wohnkomplex oder sogar in den großen Einrichtungen der Stadt angeboten wird, bleibt häufig für die analysierte Zielgruppe, Familien in sozial schwierigen Verhältnissen, außen vor.

Deshalb will das partizipatives Projekt „Stadtteilanker“ zu den Bewohnern in die jeweiligen Wohngebiete gehen. Wir sind überzeugt davon, dass ein Großteil der Bewohner kaum, wenig bzw. überhaupt nicht von der vielfältigen gesellschaftlich relevanten Angebotslandschaft von Hoyerswerda weiß. Egal ob Sport, außerschulische Bildung, Soziales, Kultur, Selbsthilfestellen, Kinder- und Jugendarbeit – schon bei unseren ersten Befragungen stießen wir immer auf eine riesige Wissenslücke.

Das Projekt “Stadtteilanker” wird in Form von soziokulturellen Bürgerwiesen, d.h. niederschwelligen kulturellen Familienangeboten umgesetzt werden. Dem geht ein ausführlicher Vernetzungsprozessen von Anbietern, Vereinen und Institutionen in den Wohngebieten der Hoyerswerdaer Neustadt voraus. 10 Bürgerwiesen in 10 Wohngebieten.

Der Verein holt die Bürger aus ihren Häusern, macht Nachbarschafts- und Kinderfeste, verführen zu Picknick-Begegnungen, vernetzen im Vorfeld und präsentieren Informations- und Hilfsangebote durch die direkte Teilnahme vieler Partner, Vereine und Institutionen. Bürgerwiesen als soziokulturelle Grünflächenbespielung. Mit diesen Bürgerfesten in den Wohnkomplexen wird die Barriere zwischen den Anbietern und den dort lebenden Menschen abgebaut und zur aktiven Inanspruchnahme der zahlreichen in der Stadt durchaus vorhandenen Angebote angeregt. Gemeinschaft stärken durch gemeinschaftliche stadtübergreifende Zusammenarbeit.

Wie wurde das Projekt umgesetzt?

Mit großer Hoffnung und ersten Erfolgen ist unser Projekt „Stadtteilanker“ angelaufen.

Alle Bürgerwiesen waren geplant. Zur ersten konnten wir sogar 15 Vereine als Mitwirkende gewinnen. Und dann kam Corona.

Die daraufhin verhängten Kontaktbeschränkungen ließen kein wirkliches partizipatives Projekt zu. Bürgerwiesen, welche gerade von den Begegnungen mit den Bürgern leben, hatten so keine Chance.

Aber der Verein ließ sich nicht entmutigen. Die erste Bürgerwiese wurde als Videofilm produziert und ausgestrahlt. Dabei erreichten wir auf youtube mehrere Hundert Zuschauer.

Nach den Lockerungsmaßnahmen im Sommer folgten den Bedingungen angepasste Formate als temporäre und lokale Interaktionen im Stadtgebiet.

So ein Familienfest im Stil der 20er Jahre im Kufa-Sommergarten, eine „Tour de Toleranz“ mit Asylbewerbern und weiteren Einwohnern von Hoyerswerda am Scheibesee oder die New City, eine offene Bühne, im Stadtzentrum von Hoyerswerda mit Infoständen der Stadtbibliothek, RAA oder dem ZCom.

Damit variierte die Kulturfabrik die Grundidee der soziokulturellen Bürgerwiesen, d.h. niederschwellige kulturelle Familienangeboten und konnten so konkret und erfolgreich, trotz Hygienemaßnahmen und Beschränkungen, am selbstgesetzten Ziel (Vernetzungsprozesse von Anbietern, Vereinen und Institutionen und Bürgerbegegnungen) festhalten.

Aus einem Aufruf uns Informationen zu den Vereinen zuzuschicken erhielten wir über 100 Rückmeldungen. Daraus wird nun eine Informationsbroschüre gestaltet.

Die Netzwerke sind größer geworden, so dass das Projekt auch im nächsten Jahr erfolgreich und wie vorgesehen fortführen werden kann.

weiterführende Links:

Infos zum Verein Kulturfabrik Hoyerswerda e.V.